Ein Hund zieht ein!

Ein Tierschutzhund zieht ein

Fast immer handelt es sich um Hunde mit einer ungewissen Vorgeschichte. Besonders die Tiere, die aus dem Ausland zu uns kommen, haben teilweise Grausames erlebt. Selbst wenn sie vor Ort als ruhig und lieb beschrieben werden, kann man nicht davon ausgehen, dass sie dieses Verhalten auch hier sofort zeigen. Der Stress des Transportes, die neue Umgebung, Wohnungshaltung, fremde Umwelteinflüsse sind nur einige Faktoren, die einem Hund sehr zusetzen. Wie er auf diese Faktoren reagiert, ist immer unterschiedlich und nicht absehbar. Dies sollte man sich stets vor Augen halten, wenn man sich für einen Tierschutz-Hund entschieden hat.

Ankunft im neuen Heim

Wenn nun der Hund sicher im neuen Heim angekommen ist, sollten Sie trotzdem weiter auf eine angemessene Sicherung achten. In den ersten Tagen nach der Ankunft werden Sie den Hund kennen lernen und sehen, wie er sich verhält. Bis Sie ihn aber richtig einschätzen können, braucht es Zeit, viel Zeit.

Auf den ersten Gassigängen nach der Ankunft sollten Sie den Hund in jedem Fall weiterhin doppelt sichern. Führen Sie den Schützling an einer Schleppleine aus, aber niemals ohne Leine. Auch in einem heimischen Garten sollte der Hund mit der Schleppleine gesichert werden. Es könnten unentdeckte Schlupflöcher im Zaun vorhanden sein. Manche Exemplare schaffen es auch über zwei Meter hohe Zäune und Mauern.

Bitte achten Sie darauf, dass der Hund nie durch offen stehende Türen entwischen kann. Bevor Sie also die Tür öffnen, schauen Sie erst, dass Ihr Schützling nicht schon startbereit hinter Ihnen steht. Besprechen Sie diese Regeln auch mit der Familie. Leider entwischen immer wieder Vierbeiner, weil eine dieser Regeln einfach missachtet wird.

Es ist verständlich, dass die Ankunft eines Vierbeiners, die ganze Familie in Aufregung versetzt. Jeder will den Neuankömmling begrüßen, jeder will ihn auch mal halten, streicheln und ständig knuddeln ihm all die tollen Spielzeuge und Liegeplätze zeigen, die man für ihn besorgt hat und natürlich muss er auch sofort den Garten kennen lernen, in dem er in Zukunft herumtoben darf. Alle Freunde und Bekannte sollen den süßen Mitbewohner kennen lernen.

DAS IST STRESS PUR!

Für Ihren Schützling sieht die Sache so aus: Er wurde durch fremde Menschen von seiner vertrauten Umgebung; von Mutter, Geschwistern oder Bezugspersonen, getrennt. Alles, was ihm bisher Geborgenheit und Sicherheit gegeben hat, ist verschwunden. Die meisten Dinge, die zu einem Menschenleben gehören, hat er noch nie gesehen. Die vielen fremden Menschen, die es ja alle *gut meinen* verwirren den Neuankömmling, denn er versteht deren aufgeregtes Verhalten nicht. Hier gibt es anfangs weder einen sicheren Rückzugsort, noch jemand, an dem er sich orientieren kann. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Schützling Ihnen von Anfang an vertrauen schenkt; warum sollte er das auch tun, er kennt Sie ja nicht! Weniger ist also Mehr!

Reden mit dem Hund – kurz und knapp!

Generell kann man mit dem Hund auf zweierlei Weise kommunizieren: verbal und nonverbal. Beides sollte man sich bei seiner Erziehung zu Nutze machen. Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass je nach Rasse die Fähigkeiten, zu begreifen, sehr unterschiedlich sind. Intelligente Hunde können weit über 200 verbal Befehle verstehen und umsetzen. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Befehle kurz und knapp sind sowie stets die gleichen Wörter für gleiche Order benutzt werden. Der Hund kann den Sinn der gesprochenen Worte nicht verstehen, vielmehr setzt er Worte mit erlebten bzw. vorgelebten Situationen in Verbindung. Auch die Lautstärke sowie die Tonlage der Stimme sind für den Gehorsam des Hundes von großer Wichtigkeit.

Lassen Sie dem Hund die Zeit und Ruhe, die er braucht, um seine neue Umgebung zu erkunden. Achten Sie darauf, dass der Hund von anderen Familienmitgliedern (vor allen Dingen Kindern) nicht überfordert wird und zeigen Sie ihm, dass sie Ihn beschützen und er sich auf Sie verlassen kann. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass Sie den Hund „verhätscheln“ und ihn von allen Situationen fernhalten sollen, die ihm Angst machen. Vermitteln Sie dem Hund Sicherheit und zeigen Sie ihm, dass er Ihnen absolut vertrauen kann. Gehen Sie anfangs immer in die Hocke, wenn Sie sich dem Hund zuwenden oder ihn rufen. Wird der Hund von *hoch oben* angesprochen oder gerufen, kann das auf ihn sehr bedrohlich wirken. Vertrauen ist der Grundstein für ein harmonisches Zusammenleben!

Hunde reagieren unterschiedlich auf einen Umgebungswechsel: Der Eine traut sich erstmal kaum sich zu bewegen, der Andere ist völlig überdreht und kann gar nicht genug bekommen von dem vielen neuen Eindrücken.I n seltenen Fällen macht er am ersten Tag schon alles richtig; und wieder ein Anderer bellt und knurrt erstmal alles Fremde an und – oder schreit herzerweichend vor Angst und Panik. All diese unterschiedlichen Reaktionen haben nur einen Ursprung: Unsicherheit und Überforderung! Beides sind keine guten Begleiter für die Eingewöhnung des Neuankömmlings. Zeigen Sie Ihrem Liebling also mit viel Verständnis seine *neue Welt* ohne große Worte und endlose Erklärungen. Gehen Sie einfühlsam auf seine ganz individuellen Bedürfnisse ein, Schritt für Schritt!

Wo soll der Neuankömmling liegen? Darf er nun aufs Sofa oder nicht?

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Hunde, die aufs Sofa oder ins Bett dürfen, durch die *erhöhte Position* oft Dominanzprobleme entwickeln. Dem Hund darf nur nicht der Eindruck vermittelt werden, alles wäre *seins*. Selbstverständlich braucht der Hund seine Rückzugsmöglichkeiten in einer ruhigen Ecke, aber nicht völlig abseits vom Geschehen. Liegt der Hund auf seinem Platz, darf er dort nicht gestört werden. Gerade für Kinder ist der Liegeplatz eine absolute Tabuzone.

Liegt der Hund aber auf dem Sofa oder anderen Plätzen, die der ganzen Familie zugänglich sind, hat er diese zu räumen, wenn Sie oder z.B. Besucher den Platz für sich beanspruchen. Schläft der Welpe also auf dem Sofa und Sie wollen sich hinsetzen, wecken Sie ihn ruhig und schicken Sie ihn runter. Es empfiehlt sich, den Hund von Anfang an nur nach Aufforderung aufs Sofa oder Bett springen zu lassen. Denn wenn Sie zum Beispiel nach einem Spaziergang im Regen, einen genervten Eindruck machen, wird Ihr Hund nicht verstehen, warum er plötzlich nicht mehr das tun soll, was er doch immer tut. Darf der Schützling nicht aufs Sofa, setzen Sie sich oft zu ihm auf den Boden. Vor allem müde Vierbeiner suchen Nähe und Körperwärme. Verwehren Sie ihm dieses Grundbedürfnis nicht und lassen Sie ihn öfter mit Körperkontakt zu Ihnen einschlafen.

Das „Sauberwerden“

Jeder Hund hält von sich aus gerne seine Umgebung sauber, eigentlich geht das Sauberwerden bei einem Hund, der ohne Ängste und Zwänge erzogen wird, von selbst. Sie müssen Ihrem Schützling nur sanft auf den rechten Weg schieben. Wichtig ist, dass Sie Ihren Hund genau beobachten und schon vor ihm wissen, wann er raus muss. Zum Beispiel nach dem Fressen, nach dem Schlafen, oder dem Spielen. Sobald Ihr Schützling Anstalten macht, sein Geschäft zu verrichten, nehmen sie ihn ruhig auf den Arm und tragen ihn nach draußen. Die Umgebung sollte dem Hund bereits vertraut sein und wenig Ablenkung beinhalten, damit es sich konzentrieren kann.

Neuankömmlinge vergessen vor Aufregung, dass die eigentlich aufs Klo müssen. Vergessen Sie alles, was Sie je über ausschimpfen der gar Schnauze in das *Missgeschick* drücken, gehört haben. Solche Methoden gehören ins Mittelalter und würden den Hund nur verunsichern. Ist es in der Wohnung schon passiert, beseitigen Sie es wortlos, denn Vierbeiner können den Ärger über bereits Geschehenes nicht verstehen. Bleiben Sie immer gelassen und ruhig, setzen Sie Ihren Schützling nicht unter Erwartungsdruck!

Leinenführigkeit

Niemals darf der Hund von Menschen, die er nicht kennt oder von Kindern an der Leine geführt werden. Er braucht Jemanden, auf den er sich in allen Situationen verlassen kann. Auch erwachsene Hunde aus dem Tierschutz, sollten immer von Bezugspersonen geführt werden. Diese Aufgabe anderen zu überlassen, sollte die Ausnahme bleiben. Kinder unter 12 Jahre sollten keine Hunde an der Leine führen.

Schützling allein zu Haus?

Beginnen Sie mit dem Üben erst, wenn sich der Hund eingewöhnt hat und er sich zu Hause sicher fühlt. Bedenken Sie, dass schon der Gang in den Keller oder zum Briefkasten für Ihren Hund eine Trennung bedeutet. Geben Sie dem Hund etwas, womit er sich längere Zeit beschäftigen kann (Kauknochen, Spielzeug) und gehen Sie, ohne auf den Hund zu achten Ihren normalen Tätigkeiten im Haus nach. Hat sich der Schützling an Ihr Verhalten im Haus gewöhnt und bleibt er ruhig auf seinem Platz liegen, machen Sie kurz die Türe hinter sich zu, kommen aber gleich wieder zurück. Tragen Sie auch kurz, Jacke und Schuhe – sprich Straßenkleidung – in der Wohnung, um den Hund nicht an das Ritual *anziehen heißt Trennung* zu gewöhnen. Wenn der Hund Ihnen nicht mehr ständig hinterherläuft, können Sie beginnen, die Wohnung kurz zu verlassen. Verhält er sich ruhig, kommen Sie nach einigen Minuten zurück und loben ihn mit Streicheleinheiten (ggf.Leckerlis) 🙂

Allgemeines

Sehr oft gibt es große Kommunikationsprobleme zwischen Mensch und Hund. Ihr Schützling wird immer bemüht sein, die Menschensprache zu verstehen. Bemühen Sie sich, Ihren Schützling zu verstehen. Kinder dürfen natürlich, gerne in die Hundeerziehung einbezogen werden, aber das Kommando haben Sie! Sie bestimmen, wann mit dem Hund gespielt wird! Hunde und Kinder sollten niemals unbeaufsichtigt miteinander spielen. Kinder dürfen den Hund niemals maßregeln! Anweisungen zu geben und für Ordnung zu sorgen, ist allein Ihre Aufgabe! Unsere Bitte: Sollten Fragen oder Probleme bei der Erziehung Ihres Schützlings auftreten, würden wir uns über Ihren Anruf freuen.

Wir hoffen, dass Ihnen der kleine Leitfaden – ein Tierschutz-Hund zieht ein – wertvolle Informationen bei der Eingewöhnung des Vierbeiners geben konnte.

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